E-Bike-Test: Tourenrad Canyon Pathlite:On 8.0
Test: Trekkingbike Canyon Pathlite:On 8.0

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Mit dem neuen Pathlite:On hat Canyon zum ersten mal ein Touren-E-Bike mit Reisepotenzial im Programm. Wir fuhren mit dem Pathlite:On 8.0 durch dick und dünn. Der Akku hielt sagenhaft lange!

Test: Trekkingbike Canyon Pathlite:On 8.0
Foto: Georg Zeppin

Hinter der neuen Pathlite:On-Reihe verstecken sich dabei nicht weniger als zwei Premieren: Weder hatte der Koblenzer Sportradspezialist Canyon bislang ein reines vollausgestattetes Tourenrad im Programm noch eines mit Antrieb. Dass Canyon auch Tourenräder bauen kann, stellt das neue Canyon Pathlite:On 8.0 unter Beweis. Schon beim ersten Anblick wird klar: Ein extra robustes Rad.

Test Canyon Pathlite:On
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Touren und Reiserad Canyon Pathlite:On 8.0
Canyon Bikes

Canyon Pathlite:On 8.0: Stabil & robust

Welches Potential im Canyon Pathlite:On 8.0 steckt, lässt schon der erste Blick auf unser Testrad mit der Modellnummer 8.0 erahnen: die Kombination aus dem massiv anmutenden starren Aluminiumrahmen und dem aktuellen Bosch Performance Line CX-Antrieb der aktuellen 4. Generation am Knoten Unterrohr/Sitzrohr/Hinterbau wirkt wie aus einem Guss. Eingebettet in das voluminöse Unterrohr ist der 500 Wh Powertube-Akku. Dass die Koblenzer beim Canyon Pathlite:On 8.0 auf den größeren 625-Akku hier verzichten, ist nachvollziehbar: Das spart Gewicht und vergünstigt den Preis. Mit der Option des aufgesetzten 500 Wh Powerpack-Akkus auft 1000 Wh sollte genügend Kapazität auch für große Schleifen vorhanden sein. Wir waren wirklich lange unterwegs.

Test Canyon Pathlite:On
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Robuster Alurahmen mit zwei 500er Akkupacks

Bosch Performance Line CX Gen. 4 mit Tourer-Eignung?

Kompakter und leichter ist die neue Bosch CX-Motoren Generation. Doch nicht nur Maße und Gewichte wurden überarbeitet, vor allem die Fahrperformance erfuhr ein Upgrade, das neue Bosch-Aggregat fährt sich insgesamt runder und harmonischer als sein Vorgänger. Stellt sich allerdings die Frage, ob der als Mountainbike-Motor entwickelte Antrieb fürs Pathlite-Konzept passt? Wäre der extra auf Touren ausgelegte und etwas effizientere Performance Line-Antrieb nicht der geeignetere Antrieb?

Auf dem Papier bietet der CX für einen Tourer gerade dort eine breitere Einsatzmöglichkeit als der kleine Bruder Performance Line, wo’s auch mit dem normalen Rad richtig weh tut: An steilen Anstiegen, kurzen giftigen Hügeln oder etwa beim Anfahren am Berg mit Gepäck. Da das Canyon Pathlite:On 8.0 auch als "Zugmaschine" für eine Croozer Kinderanhänger ausgelegt ist, dürfte gerade beim Radfahren mit dem Nachwuchs im Heck sich der CX als ideal erweisen und den Pedaleur mit genügend Leistung unterstützen können. In diesen Situationen entwickelt der CX erfahrungsgemäß einfach mehr Kraft als der kleine Bruder. Darüber hinaus eignet er sich auch mal für einen Ausflug in den Trail, denn mit der 100 mm Federgabel sollte das für das Pathlite kein großes Hindernis darstellen. Die Einbuße an Effizienz gegenüber dem Perfomrance Line-Antrieb sollte bei einer Gesamtkapazität von 1000 Wh nicht ins Gewicht fallen.

Test Canyon Pathlite:On
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Der neue CX mit 75 Nm maximalem Drehmoment und verbesserter Leistungsperformance

Fahrwerk sportlich & komfortabel

Sichere beherrschbare ruhige Fahrstabilität oder sportive Agilität? Jeder Fahrradentwickler kennt diese Zwickmühle. Beim Testrad Canyon Pathlite:On 8.0 in Rahmengröße S gehen die Canyon-Entwickler einen Kompromiss: der verbaute 27,5" Laufradsatz kombiniert beides, Laufruhe und Agilität. Soviel schon mal vorweg: den Technikern gelingt dank cleverer Rahmengeometrie und der 27,5er Laufradgröße der Spagat zwischen ruhigem und stabilem Geradeauslauf und der spielerischen Wendigkeit; hier finden wir sie wieder, die Canyon-DNA.

Für die Rahmengrößen M, L, XL nutzen die Canyon-Techniker die stabilen Geradeauslaufeigenschaften der 29er Laufradgröße und gleichen die sich bei größer werdender Rahmengeometrie verändernden Fahreigenschaften aus. Konsequent: so profitieren auch größere Radfahrer/innen gleichermaßen von der ausgelichenen Fahrdynamik des Pathlite:On.

Für die für ein Tourenrad erfoderliche Dosis Komfortabilität tragen zwei Komonenten Sorge: Angefangen bei der 57 mm breiten Schwalbe G-One Bereifung, die bei entsprechendem Luftdruck für komfortable Dämpfung und sichere Traktion sorgt sowie der luftgedämpften Suntour Federgabel mit ihren satten 100 mm Federweg. Mit individuell abgestimmter Gabel-Luftbefüllung bügelt die Suntour XCR-Gabel erfahrungsgemäß vor allem grobe Unebenheiten glatt und ist sich auch für einen Trail nicht zu schade. Damit die Tret- und Motorleistung bergauf nicht in der Gabel verpufft, besitzt diese einen Lockout-Drehknopf, der die Dämpfung bei Bedarf abstellt.

Wer viel über Feld-, Wald- und Wiesenwege fegt, ist mit etwas geringerem Reifendruck bequem unterwegs, Asphaltrittern empfehlen wir etwas mehr Luft in den Pneus. So gesehen sind die G-One von Schwalbe wie die eierlegende Wollmilchsau, gleichermaßen geeignet für Schotter und geteerte Straßen.

Fahrwerk Pathlite:On
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Blockierbare Suntour Federgabel mit 100 mm Federweg und 57 mm breite Schwalbe Bereifung

Bequeme Kontaktstellen

Der adäquate Kontakt zum Rad ist für ein entspanntes und ermüdungsfreies Radfahren das A & O. Hände, Füße und das Gesäß sind die kritischen Kontaktpunkte, die einfach passen müssen. Unde gerade bei längeren Ausfahrten über Freude oder Verdruss bestimmen. Konsequent spendierten die Produktingenieure von Canyon dem Tourer ergonomische Griffe Ergon GS2 mit Lenkerhörnchen. Der Sattel konnte uns im Test überzeugen, der selbst nach mehreren Stunden keine Sitzbeschwerden hervorrief und sich somit als sehr tourentauglich empfiehlt.

Pfiffige Features

Darüber hinaus wartet das Canyon Pathlite:On 8.0 mit etlichen feinen Features auf. Die Supernova-Lichtanlage ist mit der extra hellen Mini 2 Pro Frontleuchte mit einer Abblendlicht/Fernlicht-Funktion ausgestattet. Das Rücklicht E3 Tail Light Rücklicht gestaltet sich aus den drei schmalen, elegant auf dem hintern Schutzblech fixierten LEDs. Das E3 lässt sich nicht abschalten und sorgt für permanente Sichtbarkeit sowie Sicherheit unterwegs.

Test Canyon Pathlite:On
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Mit Fern- und Abblendlicht sorgt die kleine Supernova Mini 2 Pro High Beam für Licht im Dunkeln. Pfiffig: Dank Fixierung auf dem Spritzschützer behält der Lichtkegel immer den gleichen Abstand zur Fahrbahnoberfläche.

Flaschenhalter: Ohne geht’s nicht!

Einmal mehr zeigte unser Test: der Griff zur "schnellen" Pulle im Flaschenhalter ist bei sommerlichen Temperaturen unverzichtbar. Der Pathlite-Rahmen bietet diesbezüglich Platz für zwei Flaschenhalter. Allerdings: Beim Testrad 8.0 ist am Sitzrohr kein Platz für einen Flaschenhalter; der am Unterrohr aufgesetzte Akku ist im Weg. Nur die Anbringung eines (flachen) Faltschloss-Halters ist möglich. Für durstgeplagte Kehlen biete die Unterseite des Oberrohrs die Option der Flaschenhalterung für ein 500 ml Fläschchen. Besser als durstig bleiben! Die kleine Flasche lässt sich während des Pedalierens bequem aus dem Halter herausziehen und einstecken.

Test: So fährt sich das Canyon Pathlite:On 8.0

Das im Tourenrad Pathlite ganz viel Canyon-Gene stecken, fällt bereits nach wenigen Metern auf: Die Sitzposition ist sportlich, ohne extrem zu wirken. Zuviel Windangriffsfläche ist für den Tourenfahrer nachteilig, zu schnell sind die körperlichen und maschinellen Energiequellen erschöpft, da macht eine dementsprechende sportive Haltung auf dem Tourer durchaus Sinn und fühlt sich dank ergonomischer Griffe und straffem Sattel trotz allem echt bequem an.

Mit rund zehn Kilo zusätzlichem Gepäck am Träger geht’s los, bereits bei den ersten Kurven gefällt das prima ausgelichene Fahrverhalten des Pathlite: Es liegt satt in der Kurve und lässt sich ruhig und stabil steuern. Die Gepäcktasche fixierte unser Redakteur links am Gepäckträger, dennoch verhielt sich das Pathlite wie erwartet ganz ruhig und steif. Selbst bei freihändigem Fahren auf dem Schotter eines Feldweges "steht" das Canyon perfekt, zieht weder nach links noch nach rechts, eine Korrektur durch Ausbalancieren mit dem Körper ist gar nicht nötig. Kein Wunder, dass es unser Redakteur unterwegs richtig knallen ließ: Mit über 60 km/h ging’s den Rosengarten ins Donautal hinunter. Hier überzeugten die leicht genoppten Schwalbe G-One Bereifung: auf der bereits etwas betagten Asphaltschicht – mit rund 14% Gefälles – begeistert das Canyon in den Kurfen mit klasse Gripp und krassen Schräglagen. Dank der mit 57 mm voluminösen Pneus ist es eigentlich egal, wohin man fährt; es findet sich immer ein Weg! Man muss sich nicht auf die Straße beschränken. Beim Test fuhren wir in den Reifen mit ca. 3,5 bar Druck. Dies bewährte sich sowohl auf Asphalt und auf geschotterten und festgefahrenen Feld- und Waldwegen. Schrankenlose Freiheit beim Routing und eine ganze Portion Fahrsicherheit. Finden wir klasse!

Bäriger Antrieb

Der neue CX-Antrieb behauptet sich – wie eingangs bereits erörtert – zurecht: Nicht mehr so ungestüm wie sein Vorgänger (Gen. 2) legt er beim Beschleunigen los. Die Sensorik des Antriebs reagierte beim Test fein auf die einsetzende Tretkraft und unterstützte dann kräftig, wenn der Fahrer es einforderte. Einzig die Begleitmusik, die der CX unterwegs dazugibt, ist mitunter gewöhnungsbedürftig. So generiert sich der Schwabe bei flotten Trittfrequenzen mitunter gefühlt laut, sodass die am Rad montierte Glocke manchmal entbehrlich wurde. Im kuppierten Gelände des Testreviers zwischen Donau- und Altmühltal erwies sich die schwächste Unterstützungsstufe ECO als überwiegend ausreichend. Bei den Steigungen bis zu rund 4° reicht der Eco-Modus gut aus, an steileren Anstiegen schaltete unser Redakteur um auf den Tour-Modus. Wer mehr Unterstützung beansprucht, aber dennoch effizient und Energieschonend unterwegs sein möchte, dem empfehlen wir den eMTB-Modus. Diese Unterstützungsstufe unterstützt dynamisch mit soviel Leistung wie nötig und sowenig wie möglich – im welligen Terrain des Bayerischen Jura im Test eine zuverlässige Unterstützungsstufe.

Komfortable Steuerzentrale

Während bei einem normalen Tourenlenker die Hände stoisch an den Griffen ruhen, bieten die kleinen Lenkerhörnchen am Canyon Pathlite:On 8.0 gelungene Abwechslung. So lässt sich zwischen der Griffhaltung das Rad auch abwechselnd an den Lenkerhörnchen packen, ohne dass man die Gewalt über das Fahrzeug verliert. An Steigungen wechselte unser Redakteur zwischen Sitz- und Wiegetritt, wohltuend fürs Gesäß und die Schultermuskulatur.

Vom Cockpit aus steuerte der Tester das Pathlite:On geradezu spielerisch. Das Antriebssystem lässt sich mit links bedienen, der Gangwechsel des Schaltwerks mit der rechten Hand. Dieses reagierte in allen getesteten Situationen vollumfanglich. Auch am Berg wechselt das XT-Schaltwerk ohne Zögern. Die Bremsleistung von Shimanos MT-500er Bremsanlage ließ beim Test zu keiner Zeit Kritik aufkommen und verzögerte pünktlich, mit guter Dosierbarkeit und ordentlicher Vehemenz, je nach engesetzter Handbremskraft.

Gepäckträger: variabel und stabil

Den am Pathlite verbaute Gepäckträger mit max. 25 kg Tragkraft für Dreipunkttaschen des Gepäcktaschenherstellers Ortlieb hatten wir für den Test umgebaut. Um eine herkömmliche Gepäcktasche anbringen zu können, tauscht man lediglich die drei Halteknöpfe gegen flache Schrauben aus. Die zum Test genutzte Abus Gepäcktasche verrutschte unterwegs nicht und blieb stabil am Träger.

Test Canyon Pathlite:On
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Der Dreipunkt-Gepäckträger für Ortlieb-Gepäcktaschen transportiert auch normale Gepäckträgertaschen.

Reichweite. 236 km. Krass.

1000 Wh Akkukapazität sind schon ein Brett und nicht mal eben so schnell verbraucht. Natürlich interessierte uns, wie weit wir den damit vergleichsweise kommen. Redakteur Georg Zeppin wählte die Strecke und Profil frei nach dem Motto: Egal wohin, haupsache weit, abwechslungsreich und selekiv. So versiegte erst nach 11 Stunden die Energie aus den beiden Akkus. 2432 hm und 236 km unterstütze der CX auf dem Testterrain im Bayerischen Jura bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 23 km/h. Eine Momentaufnahme – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Fazit: Klasse Tourer!

Mit dem Pathlite:On beweißt Canyon, dass es nicht nur sportliche Fahrräder bauen kann. Das richtig gute Tourenrad begeistert nicht nur mit seinen ausgewogenen Fahreigenschaften, auch der robuste Rahmen und die tourentaugliche Komponentenauswahl konnten neben dem starken Bosch CX-Motor und den nahezu unerschöpflichen Kapazitätsreserven aus den beiden 500er Akkus überzeugen. Klasse gemacht!

Technische Daten

Modell Canyon Pathlite:On 8.0

Preis/Vertriebsweg 4399 Euro / Online: www.canyon.com

Gewicht Komplettrad 27 kg

zulässiges Gesamtgewicht 130 kg

Reichweite Eco über 200 km

Größe/Material S, M, L, XL/Aluminium

Motor Mittelmotor Bosch Performance Line CX Gen. 4

Akku 2 x 500 Wh

Schaltung 1x11 Shimano XT Kettenschaltung

Bremsanlage hydr. Scheibenbr. Shimano MT500, Rotor v/h: 180/180 mm

Federung vorne SR Suntour XCR34 Air, 100 mm Travel

Reifen Schwalbe G-One Allround 27,5 x 2,25"

Sonstige Ausstattung Ergogriffe mit Hörnchen, Supernova Lichtanlage, Gepäckträger, Schutzbleche

Test Canyon Pathlite:On
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ELEKTROBIKE Redakteur Holger Schwarz mit den beiden 500er Akkus
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Erscheinungsdatum 04.04.2023