Test Tourenrad Giant Explore E+1Pro STA
Explore E+1Pro STA: Familienfreundliches Tourenrad

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Die Räder der Giant Explore Reihe kann man als Evergreens bezeichnen – entwickeln die Taiwanesen die robusten Tourenräder doch Jahr für Jahr konsequent weiter. So mausert sich das Explore E+1 Pro Sta zum familientauglichen E-Tourer.

Test Explore E+1 Pro STA
Foto: Chris Pauls

Das in dunklem grau dezente Giant Explore E+1 Pro Sta wirkt unaufdringlich. Mit Blick auf die Technik entdeckt man rasch, dass die Giant-Entwickler beim Explore jedem Detail Beachtung schenkten.

Rahmen, Gabel und Laufräder

Die Basis für ein gutes Fahrrad ist immer der Rahmen. Der Trapezrahmen des Giant Explore E+1 Pro Sta bietet mit seinem "geslopten" Oberrohr, welches zum Sattelrohr hin stark abfällt, dem Fahrer beim Auf- oder Absteigen entsprechend großzügige Schrittfreiheit. Ideal vor allem für diejenigen, die – im Verhältnis zur Körpergröße – nicht mit langen Beinen geboren wurden.

Im Bereich der Hinterbaugabel verwendet Giant einen sogenannten Monostay-Hinterbau: Die Gabelbrücke schließt bzw. verjüngt sich über dem Hinterrad, mündet in ein einzelnes Rahmenrohr das am Hinterbauknoten des Sattelrohrs verschweißt ist. Den so konzipierten starren Hinterbau kombinieren die Taiwanesen mit einer luftgedämpften RST Federgabel mit guten 60 mm Federweg. Dies ermöglicht Komfortabilität auf unruhigem Untergrund wie Kopfsteinpflaster oder eben Feld-, Wald- und Wiesenwegen. Vorausgesetzt, die oder der Radfahrer stellt vor Fahrtantritt die Dämpfung mit einer Federgabelpumpe auf sein Gewicht ab.

Das Systemgewicht, also das Gewicht des Rades inklusive Fahrer und Gepäck deckelt Giant auf 156 kg. Zieht man nun die rund 25 kg Eigengewicht des Rades ab, verbleiben – großzügig betrachtet – noch gute 120 kg für Fahrer und Gepäck übrig. Auch ein Radfahrer mit 100 kg Körpergewicht kann so noch 20 kg Gepäck mit sich führen. Das reicht beispielsweise für einen Einkauf oder Tourengepäck allemal aus.

Die 28" Laufräder des Giant Explore E+1 Pro Sta mit der 45 mm breiten Geländebereifung mit leichtem Stollenprofil empfehlen sich für die Straße und für leichtes Gelände gleichermaßen und dürften für einen stabilen Geradeauslauf sorgen. Dies widerum begünstigt ein sicheres Fahrverhalten und einfaches Handling gerade dann, wenn der Untergrund rumpelig ist und die Fahrt weniger gemütlich.

Tubeless Ready?

Wer überwiegend auf unbesfestigten Wegen unterwegs ist, hat beim Giant Explore E+1 Pro Sta die Möglichkeit, auf Tubeless zu Wechseln. Bei der Tubeless-Bereifung wird der Reifen ohne Schlauch auf die Felge aufgezogen und mit einer Dichtmilch abgedichtet. Durch die Rotation beim Fahren verteilt sich ob der Zentrifulgalkraft die Milch gleichmäßig im Reifen. Dringt nun plötzlich ein Fremdkörper in den Reifen, schließt die Dichtmilch die durchbohrte Stelle sofort und nach Entfernen des Fremdkörpers. Die Technik ist bewährt und wird gerade im Offroad-Sport überwiegend verwendet. Voraussetzung ist aber, dass Felgen und Reifen für den Tubeless-Einsatz präpariert sind. Im Giant Explore E+1 Pro Sta ist alles dementsprechend vorbereitet, die Dichtmilch als auch Tubeless-Ventile im Lieferumfang des Rades bereits enthalten. Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Schlauch entfernen und der Laufradsatz auf Tubeless umrüsten.

Giant-Antrieb:Yamaha Hardware mit Giant Software

In allen seinen E-Bikes vertraut Giant auf seinen langjährigen Motorenliferant Yamaha. Das Aggregat des Giant Sync Drive Pro Antrieb selbst ist der Yamaha PW-X Antrieb. Bei der Software für den Antrieb gehen die Taiwanesen aber eigene Wege. So unterstützt der Giant Sync Drive Pro-Mittelmotor in der Powerstufe mit bis zu 360%, gegenüber der original Yamaha PW-X-Antriebs bis zu 320% leistung zusteuert. Die Elastizität des Motors wurde von Giant erweitert. So lässt sich die maximale Unterstützung der beiden Unterstützungsstufen Sport (300%) und Power (360%) bis zu einer Trittfrequenz von 160 (!) U/min erzielen.

Die Angabe der Unterstützung in Prozent bedeuted die prozentuale Unterstützung der eigenen Tretleistung. Wer mit beispielsweise 100 W pedaliert, erzielt in der Powerstufe an der Kette eine Leistung von 100 W zuzüglich 360 % (=360 W), insgesamt 460 W.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Wo Giant drauf steht ist Yamaha drin. Der Mittelmotor ist recht kräftig mit seinen max. 80 Nm Drehmoment.

Giant Display und RideControl-App

Das Giant RideControll Evo Display unterteilt die Unterstützung in fünf Stufen, hält darüber hinaus Tachometerfunktionen parat wie unter anderem Restreichweite und Restkapazität des Akkus. Zusätzlich zu den fünf Modi gitb’s eine sogenannte Smart-Funktion, die basierend auf der Trittfrequenz, Tretleistung, Neigung die bestmögliche Unterstützung errechnet und ähnlich wie bei Bosch der eMTB-Modus oder der Trail Modus bei Shimano eine effiziente Unterstützung gewährleistet. Alle fünf Modi lassen sich mit der Giant RideControl App auch individuell anpassen, auch die Navigation nebst jede Menge weiterer Daten sind der App zu entlocken. Der USB-Ladeanschluss ermöglicht das Aufladen des Smartphones während der Fahrt.

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Chris Pauls
Das Display ist übersichtlich und gut lesbar gestaltet. Kombiniert mit der RideControllApp weist das Display beim Navigieren die Richtung mit Pfeilen an.

Bedienfeld-Taster

Mit dem Taster am linken Lenker lässt sich die Steuerung des Giant handlich regeln. Gelungene Haptik: Ein kurzer Druck und der Druckpunkt verrät, dass die gewünschte Einstellung ist eingelockt ist.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Die Druckknöpfe des Tasters sind schlüssig angeordnet und dank definiertem Druckpunkt leicht zu bedienen

Doppelkettenblatt: Nützt das was?

Mit zwei mal zehn verscheidenen Übersetzungen ist das Giant ungewöhnlich umfangreich übersetzt. Während E-Tourenräder üblicherweise mit einem Kettenblatt und einem 11er oder 12er Kasette ausgestattet sind, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von 20 verschiedenen Gängen. Aufgrund der je nach Schaltposition teilweise schräg laufenden Kette sollten nicht alle 20 Gänge genutzt, folglich reduziert sich die Anzahl der nutzbaren Gänge diesbezüglich.

In der Theorie ist bei der leichtesten Übersetzung 36 Zähne vorne und 36 Zähne hinten das Übersetzungsverhältnis 1:1, d.h. pro Kurbelumdrehung bewegt sich das Rad genau um eine Umdrehung der laufräder, also einmal um den Reifenumfang. Bei der Reifendimension 700x45c ist der Reifenumfang 2,25 m. Dies entspricht einem leichten Berggang. Zum Vergleich: Bei einer vergleichbaren Kombination mit Bosch-Antrieb und einer Einfachkettenrad-Garnitur mit 38 Zähnen und einem 11er Ritzelpaket von 11-46 Zähnen liegt der kleinste Gang bei 1,86 m zurückgelegter Wegstrecke pro Kurbelumdrehung. Die rund 30 cm kürzere und leichtere Übersetzung macht am Berg der kräftige Yamaha-Motor leicht wett. Dies bestätigt auch unser Tester, der das Giant Explore E+1 Pro mitsamt einem Kinderanhänger bergan zog und meinte: "Vor allem ist der Motor schön stark, was sehr hilft den Kinderanhänger zu ziehen."

Ein wirklicher Vorteil der 20 Gänge in Bezug auf die kleinste und größte Übersetzungen ist nicht wirklich gegeben. Hier liegt die Wahrheit respektive der Vorteil eher im Detail: natürlich bieten die 2x10 Gänge insgesamt eine kleinteiligere Abstimmung über die gesamte Übersetzungsspreizung und erlauben somit unterwegs eine feine Abstimmung der genutzten Übersetzung im Hinblick auf Trittfrequenz, Topgraphie und bevorzugte Unterstützung. Gerade für flüssig pedalierende Vielfahrer ein Segen.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Ungewöhnlich: Doppelkettenblatt Kurbelgarnitur am Giant Explore: 36 und 48 Zähne. Das Ritzelpaket stuft zehn Ritzel von 11-36 Zähne

Integrierter Akku

Der 625 Wh Akku ist am Giant Explore E+1 Pro Sta im Rahmen integriert und lässt sich nach unten herausnehmen. Die Herrenvariante des Giant Explore E+1 Pro Sta kann sogar mit einem zusätzlichen Akku (Range Extender) aufgerüstet werden.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Gegenüber dem Vorjahresmodell mit bereits ordentlichen 500 Wh hat das aktuelle Giant Explore E+1 Pro Sta einen 625 Wh Akku

Variabler MIK-Gepäckträger

Auch beim Gepäcktransport haben sich die Giant Entwickler Gedanken gemacht: Der Gepäckträger ist mit einer maximalen Beladung von 25 kg zwar im üblichen Rahmen, jedoch mutet die Befestigung am Rahmen mit vier Punkten recht stabil an. Das Rücklicht ist dabei so integriert, dass es bei einem versehentlichen Umfallen des Rades keinen Schaden nimmt. Der umlaufende Bügel unter der Ladeplatform bringt nicht nur Stabilität, sondern fixiert darüber hinaus das Schutzblech und ermöglicht die Befestigung von Packtaschen am tiefstmöglichen Punkt. Auf der Ladepaltform des MIK-Gepäckträgers lassen sich etliche Systemgepäcktaschen, -koffer oder Körbe befestigen.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Robuste fixierter Gepäckträger

Ausgewogenes Fahrverhalten und familentaugliches Rad

Der kräftige und leise Giant-Antrieb und die vielfältig gefächerte Übersetzung ermöglichen mit dem Giant eine herrlich kraftschonende flüssige Fahrweise. Gerade am Berg zeigt das Giant seine Nehmerqualitäten und zieht unseren Tester mitsamt Kinderanhänger locker über etliche Anstiege hinweg. Das Handling des Bikes ist angenehm ausgewogen. Es ist weder nervös noch zu sehr auf Geradeauslauf getrimmt. Die hochwertige Luftfedergabel bietet Komfortabilität und ist gut auf das eigene Körpergewicht einstellbar. Besonders angenehm gefiel unserem Tester Anbauteile wie die Ergonomie-Griffe und der hochwertige Gepäckträger. Dank durchgehendem Sitzrohr passt ebenso ein Kindersitz problemlos ans Bike.

Fazit:

Das Giant Explore E+1 Pro Sta begeistert mit durchdachter Ausstattung, kräftigem Antrieb und sinnvollen Detaillösungen. Dank ausgewogener Fahreigenschaften eigent es sich für passionierte Radtourenfans, Pendler genauso wie für Einsteiger. Nicht nur aus Familien-Sicht ist das Giant Explore E+1 Pro Sta unserer Meinung nach eine absolute Kaufempfehlung.

Test Explore E+1 Pro STA
Chris Pauls
Alles dran: robuster Starrrahmen, sinnvolle Technik und ein kräftiger Motor
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Jahresheft / 2023
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Erscheinungsdatum 04.04.2023