Test: Specialized Turbo Vado SL
Leicht und schick: Specialized Turbo Vado SL

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Specialized hat mit dem Turbo Vado SL ein neues E-Bike mit einem extrem leichten Mittelmotor am Start. Wir sind das E-Bike bereits gefahren. Hier gibt’s den Testbericht.

Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ
Foto: Holger Schwarz

16,8 Kilogramm: Das neue Specialized Turbo Vado SL ist ein echtes Leichtgewicht. Grund dafür ist der, ebenfalls neue, Specialized SL 1.1-Motor, den die US-Amerikaner zusammen mit dem deutschen Atomobilzulieferer Mahle entwickelt haben und der auch im E-MTB Turbo Levo SL von Specialized verbaut ist.

Der Motor wiegt laut Specialized nur 1,95 Kilogramm – also etwa ein Kilogramm weniger als vergleichbare Mittelmotoren von Bosch, Shimano oder Brose. Er besitzt drei Unterstützungsstufen, welche über die sogenannte Mission Control App von Specialized vom Fahrer individuell konfiguriert werden können. Mit 240 Watt maximaler Leistung und 35 Newtonmeter Drehmoment ist er von der Papierform eher schwächer einzuordnen.

Seine Power erhält der Antrieb von einem 320 Wattstunden starken Akku, der im Unterrohr des E-Bikes steckt und zum Laden leider nicht entnommen werden kann. Wem die 320 Wattstunden nicht ausreichen, der kann über einen zusätzlichen externen Akku mit 160 Wattstunden die Kapazität um 50 Prozent erhöhen. Der Zusatzakku wird über eine Art Flaschenhalter an einem der beiden Aufnahmen befestigt und per Kabel mit dem Motorblock verbunden.

In Sachen Schaltung setzt Specialized beim neuen Turbo Vado SL auf eine Shimano-Kettenschaltung mit 1x12 bzw. 1 x10 Gängen – je nach Modell. Gebremst wird mit hydraulischen Scheibenbremsen von Tektro mit 160-mm-Scheiben.

Das Specialized Turbo Vado SL ist in zwei Modellvarianten erhältlich: Als 4.0 und 5.0. Beide Modellvarianten gibt es entweder als EQ-Version mit Beleuchtung, Schutzblechen und Heckgepäckträger – oder als Variant nur mit Beleuchtung. Die Preise liegen zwischen 2999 und 4199 Euro.

Test: So fährt sich das Specialized Vado SL 5.0 EQ

ELEKTROBIKE-Redakteur Holger Schwarz konnte das Specialized Turbo Vado SL in der Version 5.0 EQ (Preis: 4199 Euro) bereits testen. Die spannendste Frage, die sich unser Kollege vor dem Test stellte: Was leistet der neue SL 1.1-Antrieb?

Unser Tester war vor allem von der sehr harmonischen Arbeitsweise des Motors angetan. Er unterstützt sehr gleichmäßig, ist dabei nicht besonders laut – lediglich bei steileren Anstiegen steigt sein Geräuschpegel hörbar an. Beim Überschreiten der 25-km/h-Grenze schaltet er sanft ab, kommt der Fahrer in den Unterstützungsbereich zurück, dann steigt der Antrieb wieder fließend ein.

Und wie sieht’s in Sachen Kraft aus? Beim SL 1.1 darf der Fahrer nicht die fulminante Power eines Bosch Performance Line CX, Shimano Steps E8000 oder eines Brose Drive S erwarten. Der Motor unterstützt mittelmäßig kräftig. In der Ebene ist das aber völlig ausreichend, bergauf muss der Fahrer sicherlich etwas mehr in die Pedale treten als bei den oben genannten Mittelmotoren der Konkurrenz. Diese haben in Sachen maximalem Drehmoment allerdings auch mindestens doppelt so viel Power zu bieten.

Das angenehme am Specialized Vado SL ist, dass sich das Rad in der Ebene auch mit wenig Unterstützung bzw. ausgeschaltetem Motor sehr angenehm fahren lässt – fast wie ein klassisches Fahrrad ohne E-Antrieb. Dadurch lässt sich Akkukapazität sparen, was wiederum dazu führt, dass die mit 320 Wattstunden vergleichsweise kleine Batterie geschont wird.

Die Steuerung der drei Unterstützungsstufen ist über zwei Tasten auf der linken Lenkerseite problemlos und einfach möglich, eine zusätzliche Boost-Taste gibt dem Fahrer die Möglichkeit, sofort in die höchste Unterstützungsstufe zu schalten. Das Specialized Turbo Vado SL besitzt außerdem eine Schiebehilfe.

Auf dem einfarbigen Display in der Mitte des Cockpits werden Basisdaten wie aktuelle Geschwindigkeit, Akkuladestand (als Balken und %-Angabe) und gewählte Unterstützungsstufe gut ablesbar dargestellt. Zusätzlich hat der Fahrer die Möglichkeit, den Bordcomputer mit zahlreichen weiteren Daten individuell zu programmieren.

Auf dem Oberrohr des Rades befindet sich die sogenannte Turbo Connect Unit, kurz TCU. Über diese kann der Fahrer den E-Antrieb an- bzw. ausschalten und die Unterstützungsstufen wählen. Akkukapazität und gewählte Unterstützungsstufe werden auf der TCU in Form von blauen LEDs angezeigt. Der Fahrer schaut zum Ablesen der Daten allerdings häufiger aufs Display als auf die TCU, da er seinen Blick sonst zu sehr nach unten und damit weg vom Geschehen vor sich richten muss.

Die Sitzposition auf dem Specialized Turbo Vado SL ist angenehm – leicht nach vorne gebeugt, aber nicht zu sportlich. Das Rad lässt sich wendig steuern, ohne dabei nervös zu wirken. Der relativ breite Lenker verleiht dem E-Bike zusätzlich Stabilität. Die 12-fach-Kettenschaltung – ein Mix aus Shimanos SLX und XT-Gruppe – schaltet knackig, und auch die Tektro-Scheibenbremsen arbeiten zuverlässig.

Interessant ist die Federung beim Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ. Federelemente sind von außen nicht sichtbar. Allerdings hat Specialized in die Carbongabel eine interne, Future Shock genannte, Federung eingebaut. Diese bringt 20 Millimeter Federweg und bietet bei Absätzen oder unebenem Untergrund zusätzlichen Komfort. Am wohlsten fühlt sich das E-Bike allerdings auf glattem Asphalt. Denn je holpriger der Untergrund, desto mehr stoßen die recht schmalen und unprofilierten Reifen an ihre Grenzen.

Dank seines vergleichsweise geringen Gewichts von 16,8 Kilogramm lässt sich das E-Bike angenehm tragen – vor allem wichtig für diejenigen, die keine ebenerdige Lademöglichkeit besitzen und das Turbo Vado SL regelmäßig in den Keller oder die Wohnung tragen müssen.

Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ

Ausstattung

Motor

Specialized SL 1.1

Akku

integriert, nicht entnehmbar, 320 Wh, optionaler Range Extender, 160 Wh

Schaltung

Shimano Kettenschaltung SLX/XT, 12-fach

Bremsen

hydraul. Scheibenbremsen, Tektro HD-R510, 160 mm

Gewicht

16,8 kg

Preis

4199 Euro

Fazit:

Mit dem Turbo Vado SL hat Specialized ein leichtes E-Bike entwickelt. Das Rad spricht vor allem Fahrer an, die nicht auf maximale Motorunterstützung Wert legen, sondern ein Pedelec mit einem harmonischen Antrieb und einem natürlichen Fahrgefühl, das nahe am klassischen Fahrrad liegt, suchen.

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Erscheinungsdatum 04.04.2023