Test: Stromer ST5 ABS
Schnell und sicher: Stromer ST5 ABS

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S-Pedelec-Spezialist Stromer hat sein Top-Modell ST5 mit einem Anti-Blockier-System ausgestattet. Wir haben das schnelle E-Bike der Schweizer getestet. Hier gibt’s den Fahrbericht.

Stromer ST5 ABS
Foto: Georg Zeppin

Der Schweizer E-Bike-Hersteller Stromer hat sich auf schnelle S-Pedelecs spezialisiert. Top-Modell im Portfolio von Stromer ist das ST5, das ab sofort auch mit einem Anti-Blockier-System (ABS) fürs Vorderrad erhältlich ist.

Das ST5 ABS ist, wie alle S-Pedelecs von Stromer, mit einem Hecknabenmotor ausgestattet. Im ST5 hat er die Modellbezeichnung Syno Sport und besitzt eine Leistung von 850 Watt sowie ein Drehmoment von 48 Newtonmetern. Der Unterscheid zu anderen Stromer-Modellen: Der ST5-Antrieb besitzt vier Unterstützungsstufen statt drei. Neben den Modi 1, 2 und 3 kommt beim ST5 noch die stärkste Unterstützungsstufe – im Display mit S bezeichnet – dazu.

Stromer ST5 ABS
Holger Schwarz
Das ST5 ist das Top-Modell im Portfolio von Stromer - und jetzt auch mit ABS erhältlich.

In Sachen Akku verbaut Stromer am ST5 seine kapazitätsstärkste Batterie mit 983 Wattstunden. Auch bei den übrigen Anbauteilen kommen nur Top-Parts zum Einsatz: In Sachen Schaltung setzt Stromer am ST5 ABS auf die elektronische XT Di2 mit elf Gängen, bei den Bremsen auf ein Vier-Kolben-Modell von TRP mit großen 203-mm-Scheiben vorne wie hinten.

Federelemente gibt’s in der Basisversion keine, allerdings können eine Federgabel für 990 und eine gefederte Sattelstütze für 245 Euro optional dazu bestellt werden. Standardmäßig verbaut ist dagegen die sehr helle Supernova M99 Pro-Frontlampe mit Abblend- und Fernlicht und einer maximalen Leuchtkraft von 1600 Lumen. Zusammen mit dem ins Steuerrohr integrierten Tagfahrlicht und dem M99 Tail Light-Rücklicht bildet es eine leistungsstarke Beleuchtungskombination.

Neu und Highlight in Sachen Ausstattung ist beim Stromer ST5 das ABS von Blubrake, das auf die Vorderradbremse des E-Bikes einwirkt. Ein Sensor misst dabei die aktuelle Geschwindigkeit am Vorderrad und gibt sie über eine Elektronikeinheit an den so genannten Aktuator weiter. Dieser reguliert den Hydraulikdruck in der Bremsleitung der Vorderradbremse. Im Gegensatz zum E-Bike-ABS von Bosch ist das Blubrake-ABS am Stromer ST5 komplett ins Rad integriert.

Stromer ST5 ABS
Holger Schwarz
Einziger dezenter Hinweis auf das ABS: die kleine, dunkle Zusatzscheibe an der Vorderradbremse. Der Rest des Anti-Blockier-Systems versteckt sich im Inneren des Rades.

Das Stromer ST5 ABS kommt mit einem Rahmen in der Farbe Granite Grey und drei verschiedenen Rahmengrößen (M, L und XL). Das S-Pedelec kostet in der Basisversion 10.328 Euro, und damit 500 Euro mehr als die Variante ohne ABS.

Test: So fährt sich das Stromer ST5 ABS

ELEKTROBIKE-Redakteur Holger Schwarz war sehr gespannt auf das neue Stromer ST5 ABS. Unser Kollege nutzte das Bike vor allem für seine Pendelfahrten ins Büro und wieder zurück. Hier seine Eindrücke:

Der Motor am Stromer ST5 arbeitet, typisch für einen Heckantrieb, sehr harmonisch und leise. Bei niedrigen Geschwindigkeiten und am Berg ist die Unterstützung eher moderat. Tritt der Fahrer bzw. die Fahrerin kräftig in die Pedale, dann kommt ein deutlich spürbarer Schub aus dem 850 Watt starken Antrieb. Gleiches gilt für Geschwindigkeiten jenseits der 30 km/h-Marke. Hier gibt der Motor noch einmal merklich Power zur Tretkraft des Fahrers hinzu, bis er bei 45 km/h sanft entkoppelt.

Stromer ST5 ABS
Holger Schwarz
Der Heckmotor am ST5 ABS zeigt seine Stärken vor allem bei höheren Geschwindigkeiten.

Nettes Zusatzfeature: Über das Display auf dem Oberrohr des ST5 bzw. über die Omni-App von Stromer kann der Fahrer die Sensibilität des Tretsensors individuell konfigurieren und so einstellen, dass das ST5 bereits bei schwächerem Tritt in die Pedale seine Kraft entfaltet. Die unterschiedlichen Einstellungen sind beim Treten deutlich spürbar.

Der Motor des ST5 besitzt eine mehrstufige Rekuperationsfunktion, die bei längeren Bergabfahrten genutzt werden kann, um die Bremsen zu schonen. Die Stärke der Motorbremse lässt sich ebenfalls über das Display bzw. die Omni-App individuell einstellen. Hier sind die Unterschiede weniger deutlich zu spüren als bei der individuellen Einstellung des Tretsensors.

Sehr angetan war ELEKTROBIKE-Redakteur Schwarz vom fast 1000 Wattstunden starken Akku im ST5 ABS. Die riesige Batterie sorgte dafür, dass unser Kollege seine 60 Kilometer lange Strecke ins Büro und wieder zurück schafft, ohne zwischendurch Nachladen zu müssen. Im Gegenteil: Am Abend ist stets noch massig Reserve im Akku. Ebenfalls praktisch: Der Akku lässt sich ohne Schlüssel entnehmen – um ihn beispielsweise extern zu laden. Dazu einfach das Eject-Symbol im Display und anschließend den Auswurf-Knopf am Rad drücken, und die Batterie dann seitlich entnehmen.

Neben dem Motor gefallen am ST5 auch die übrigen Austattungs-Parts. An der elektronischen XT Di2-Schaltung können beispielsweise die Gänge ohne Kraftaufwand, ganz einfach per Tastendruck geschalten werden. Bleibt der Fahrer länger auf einer der beiden Tasten, wird Gang für Gang weitergeschaltet. Dabei ist nur das Surren des kleinen Di2-Stellmotors am Schaltwerk zu hören. Sehr komfortabel!

Zum spannendsten Anbauteil am ST5, dem ABS: Das verschafft dem Rad ein deutliches Plus an Sicherheit. Unser Redakteur testete das ABS-System zunächst auf trockenem und auch auf feuchtem Asphalt. Aus immer höheren Ausgangsgeschwindigkeiten führte er Vollbremsungen mit dem Vorderrad durch. Selbst bei 35 km/h und feuchtem Untergrund hielt das Vorderrad sauber und ohne zu blockieren die Spur. Das Hinterrad drohte dabei nie den Kontakt zum Untergrund zu verlieren, die Gefahr eines Überschlags nach vorne war also zu keiner Zeit gegeben.

Auf Schotter waren Vollbremsungen bis 25 km/h kein Problem. Bei höheren Geschwindigkeiten wurde das Vorderrad, bedingt durch den losen Untergrund, zunehmend unruhiger. Besonderheit bei den Vollbremsungen auf Schotter: Hier spürte unser Kollege ein deutlich Gegendrücken des Bremshebels gegen die Bremskraft des Fahrers.

Optisch sehr gelungen ist die Integration der einzelnen Anbauteile am Stromer ST5. Der Übergang zwischen Rahmen, Vorbau und Lenker ist wie aus einem Guss. Vor dem Lenker stören keine Bremsleitungen, diese verlaufen alle intern. Auch die Hupe ist, optisch ansprechend, in den Übergang zwischen Unterrohr und Tretlager integriert.

Stromer ST5 ABS
Holger Schwarz
Integration vom Feinsten: Am cleanen Cockpit des ST5 ABS stört kein Kabel.

Auch die Integration des Omni-Displays gefällt optisch. Allerdings sorgt die Position auf dem Oberrohr dafür, dass der Fahrer seinen Blick sehr weit nach unten richten muss, um während der Fahrt beispielsweise die aktuelle Geschwindigkeit zu erfassen. Dies lenkt sehr vom Geschehen auf der Straße ab, was bei schnellen S-Pedelecs nicht ungefährlich ist.

Die Sitzposition auf dem ST5 ist eher sportlich und nach vorne gebeugt. Mit seinem Gewicht von 32,4 Kilogramm (Größe L) ist das Rad nicht gerade ein Leichtgewicht, lässt sich aber direkt steuern und geht bereitwillig durch Kurven. Die breiten Pirelli-Reifen im Format 27,5 x 2,25 Zoll federn zwar einiges an Unebenheiten vom Untergrund ab. Trotzdem hätte sich unser Tester beim ein oder anderen Schlagloch eine Federgabel oder eine gefederte Sattelstütze gewünscht. Beides kann beim ST5 optional ergänzt werden.

Fazit: Das Stromer ST5 ABS ist mit seinem Basispreis von über 10.000 Euro alles andere als ein Schnäppchen. Dafür erhält der Käufer ein optisch sehr gelungenes und hochwertig ausgestattetes S-Pedelec mit einem harmonischen Heckmotor, der vor allem bei hohen Geschwindigkeiten und in flachem Gelände seine Stärken ausspielt. Und er bekommt mit dem ABS ein Zusatzfeature, das gerade bei schnellen S-Pedelecs die Sicherheit deutlich erhöht.

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Erscheinungsdatum 04.04.2023