Der Rad-Versandhandel brummt, auch bei E-MTBs. Zeit, vier spannende, neue E-Bikes aus dem Online-Shop bis 5500 Euro zu testen. Unsere Kollegen von der Fachzeitschrift MOUNTAINBIKE haben das getan.
Der Rad-Versandhandel brummt, auch bei E-MTBs. Zeit, vier spannende, neue E-Bikes aus dem Online-Shop bis 5500 Euro zu testen. Unsere Kollegen von der Fachzeitschrift MOUNTAINBIKE haben das getan.
5500 Euro? Ein deftiger Batzen Geld, auch für ein E-Fully. Die hier auf den Prüfstand gestellten Bikes könnten dabei dennoch der vielzitierten Golf-Klasse angehören: sehr gut ausgestattete, fahrtechnisch veritable Alleskönner – und preislich noch zu verkraften. Warum? Weil sie von Canyon, Propain, Radon und YT kommen. Und damit aus dem hiesigen Online-Geschäft, wo dank eingesparter Händler-Margen knallhart kalkuliert werden kann – und wird. Diese sogenannten Versendermarken setzen schon seit vielen Jahren den MTB-Markt mit hochwertigen Bikes zu höchst attraktiven Preisen unter Druck. Den E-Boom verfolgten alle vier zunächst eher aus der Ferne, nun geben Canyon & Co. aber auch hier Vollgas.
Doch zum Test: Klassentechnisch fahren drei der vier Bikes eine abfahrtslastige All-Mountain-Schiene. Die Ausnahme bildet das Propain, das mit mächtigen 170 Millimetern deutlich in Richtung Enduro schielt, als einziges Rad im Test zudem mit Alu-Rahmen kommt. Canyon, Radon und YT beschränken sich auf typisches Trail/All-Mountain-Maß mit rund 150 mm Federweg. Canyon und Radon bauen an formschöne Carbon-Hauptrahmen eine Alu-Schwinge, YT verschreibt sich vollständig dem Kohlenstoff.
Ausgezeichnete Parts
Bei der Ausstattung gelten ähnliche Philosophien: Zweimal findet sich Shimanos XT-Schaltung (Canyon, YT), zweimal Srams robuste X01 Eagle (Radon, Propain) an den Bikes – je mit 1 x 12 Gängen. Beides hochwertige Gruppen mit bester Funktion. Auch die Bremsen sind durchweg nicht von schlechten Eltern: Vierkolben vorne/hinten sind ob der Bike-Gewichte von bis zu 24 Kilo natürlich Pflicht. Canyon setzt mit der standfesten und sehr gut bedienbaren XT-Bremse auf Sortenreinheit, Propain verbaut den "Bremsanker" Magura MT7, Radon und YT jeweils die feinfühlige Sram G2 RSC.
Auch die Fahrwerke bieten viel fürs Geld! Propain segnet sein Ekano gar mit einem kompletten Fox-Factory-Fahrwerk samt der passenden, sündhaft teuren Fox-Transfer-Sattelstütze. Doch auch die anderen Bikes brauchen sich nicht zu verstecken. Canyon und YT vertrauen an der Front etwa auf die zünftige Fox 36 Performance Elite, Radon auf die feine Rock Shox Pike Ultimate.
Motoren: Drei Shimanos gegen Bosch
Drei Mal kommt bei den Versendern Shimanos bewährter und beliebter Steps-E8000-Motor zum Einsatz. Das Radon kommt in den Genuss des Bosch-CX-Kraftmeiers in der vierten Generation. Beide Motorentypen sind echte Charmebolzen und arbeiten tadellos. Der Bosch-Motor ist aber fraglos der neuere und eine Spur kräftigere.
Zwar sind die "Stromtanks" alle formschön im Rahmen untergebracht und mehr oder minder flott ausgebaut, das Fassungsvermögen unterscheidet sich aber: Canyon und Propain setzen beide auf den 504-Wh-Akku von Shimano, YT auf eine Eigenentwicklung mit 540 Wh. Der Bosch-Akku im Radon liefert hingegen lobenswerte 625 Wh!
In der Praxis überzeugt haben uns alle Bikes. Das komplett überarbeitete Canyon Spectral:ON etwa eignet sich von der gemütlichen Tour bis hin zum anspruchsvollen Trailride und ist sehr fahraktiv – nicht zuletzt dank des gelungenen Mix aus 29"- Rad vorne und 27,5" heckwärts. Das ebenso grandiose YT Decoy gefiel uns auf dem Trail am besten, ist dafür jedoch ein My behäbiger bergauf als das Canyon.
Eigentlich eine Pattsituation, dank der größeren Reichweite geht der Testsieg dennoch an das YT. Auch das mit edelsten Federelementen ausstaffierte Propain macht auf dem Trail einen tollen Job, hat sogar noch mehr Reserven als Canyon und YT, leidet jedoch unter dem etwas höheren Gewicht. Das Render von Radon punktet mit komfortabler Sitzposition, feiner Ausstattung sowie dem besten Motor im Test.
Die Qual der Wahl
Alle vier Bikes sind also sehr empfehlenswert, die Hersteller bieten buchstäblich tolle Pakete. Welches man kaufen soll, hängt bei der aktuellen Nachfrage aber auch von der Verfügbarkeit ab. Radon warb bei Redaktionsschluss auf seiner Webseite mit Wartezeiten bis Ende Juli, bei YT und Canyon waren zum selben Zeitpunkt noch alle Größen bestellbar. Einzig Propain gab auf Rückfrage an, bis vermutlich September ausverkauft zu sein.
Mittelklasse? Von wegen! Die Versender-E-Bikes zeigen, dass sie in Sachen Preis-Leistung ganz weit vorne sind – entsprechend hochwertig sind unsere fünf Ausstattungs-Highlights aus diesem Test.
Unser Biketest baut auf einem ganz neu entwickelten 1000-Punkte-Schema auf, das alle wichtigen Fahreigenschaften und Kategorien umfasst. Knapp ein Viertel der Gesamtnote steuern Laborerhebungen wie Gewicht, Reichweite und Ausstattung bei. Hauptsächlich ergibt sich die Note aus den Fahreigenschaften auf dem Trail – wie dem Handling, der Vortriebseffizienz, der Bergab-Performance oder dem Fahrwerk. Achtung: Bei der Motorleistung handelt es sich um einen rein subjektiven Eindruck der Tester. Die Gewichtung der Kategorie passen wir an die BikeGattung an. Die E-Allrounder in diesem Test müssen zum Beispiel besonders ausgewogene Up- und Downhill-Fahreigenschaften aufweisen. Bei maximal 1000 Punkten ist das Bike mit den meisten Zählern logischerweise Testsieger.
zeigt, wo die Stärken und Schwächen des Bikes in Relation zum Testumfeld liegen. Je größer der Ausschlag in einer der acht Kategorien, desto prägender der jeweilige Charakterzug. Ein Allrounder weist rundum eine große Fläche, ein Spezialist eine verschobene Grafik auf.