Test: 14 E-MTBs
14 E-Mountainbikes im Test

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Starke Motoren, sensible Fahrwerke, geniale Geometrien: Unsere Kollegen von der Fachzeitschrift MOUNTAINBIKE haben 14 vollgefederte E-MTBs um 6000 Euro getestet.

E-MTBs im Test, 04/2021
Foto: Denis Stratmann

Volle Kraft voraus – so könnte eines der Mottos der aktuellen E-MTBs lauten. Warum? Weil es in diesem Testfeld keinen Motor mehr gibt, der weniger als 80 Newtonmeter (Nm) Drehmoment bereitstellt. Als letzter Hersteller legte hier Shimano nach: Mitte 2020 stellten die Japaner den neuen EP8-Motor vor, der 85 Nm liefert.

In medias res: Zu unserem Megatest der besten und beliebtesten E-MTBs 2021 luden wir E-Mountainbikes zwischen 5700 und 7000 Euro ein. Die Federwege sollten im All-Mountain-typischen Bereich um 150 mm liegen. Die erste Überraschung: Auch wenn Shimano das "frischeste" Aggregat bietet, setzt das Gros der Testbikes weiterhin auf Platzhirsch Bosch als Antriebslieferant. Gleich acht der 14 teilnehmenden Bikes kommen mit dem Performance-CX-Antrieb der Schwaben. Namentlich Cannondale, Conway, Cube, KTM, Radon, Scott, Simplon und Trek.

Keines dieser Modelle wurde für 2021 übrigens gänzlich neu entwickelt, alle gehen vom Grundgerüst her unverändert in die zweite Saison. Centurion, Merida und Stevens verbauen hingegen den besagten Shimano EP8. Dabei entwickelten Centurion und Stevens rund um den neuen Motor auch neue Rahmen. Merida bleibt dagegen beim bewährten eOne-Sixty-Konzept und tauscht "nur" den alten Motor – dank gleicher Anschraubpunkte – gegen den neuen.

Auch bei Rotwild und Specialized hat sich zum Vorjahr wenig geändert, beide setzen weiterhin auf den leichten Brose-Motor. Motorseitig der Exot im Testfeld ist das für 2021 endlich auf 29" rollende Trance X E+ von Giant: Die Taiwaner verwenden ein kräftiges Yamaha-Aggregat mit eigener Steuerung.

14 E-MTBs im Test, 04/2021
Dennis Stratmann
Das Setup muss passen! Fahrwerk, Griffe, Sattelhöhe – vor jedem Test-Run stellen die Tester das Bike auf die eigenen Bedürfnisse ein.

Im Motor-Segment gehört das Kräftemessen traditionell dazu. Da die Leistung der E-Bikes, die bis 25 km/h unterstützen, auf 250 Watt Nennleistung begrenzt ist (dazu später mehr), steht das Drehmoment der Motoren im Fokus. Während Bosch und Shimano das Drehmoment mit 85 Nm beziffern, gibt Brose 90 Nm an, Giant/Yamaha 80 Nm.

Dass das Drehmoment jedoch nicht der Leistung entspricht, ist dabei nicht jedem Käufer klar. So beschreibt das Drehmoment zwar die maximale Drehkraft, aber erst zusammen mit der Drehzahl, also der Trittfrequenz des Fahrers, kann die tatsächliche Leistung berechnet werden. Diese ist kurzzeitig bei E-MTBs viel höher als 250 Watt, die Motoren drehen erwiesenermaßen auf bis über 600 Watt auf. Das ist der Grund, warum sich moderne E-Bikes so stark anfühlen – und das völlig legal, denn die Nennleistung ist laut Norm ein Durchschnittswert, der unter bestimmten Bedingungen erreicht werden muss.

14 E-MTBs im Test, 04/2021
Dennis Stratmann
Spaß bei allen Wetterlagen! Bei Kälte sind E-Bikes genial. Der Motor lässt einen weniger schwitzen und somit nicht auskühlen.

E-MTB-Motoren: Stark, aber auch mit Gefühl?

Neben unterschiedlicher Power bietet jeder Motor eine eigene Charakteristik. Diese ist für den Fahrspaß im Gelände sogar wichtiger als die reine Leistung! Hier erweist sich Boschs dynamischer "E-MTB"-Modus als der am besten ausgeklügelte im Testfeld: Ob Anfahren am steilen Berg, Ausreizen der maximalen Power oder die spürbare Zunahme der Leistung über die gesamte Trittfrequenz hinweg – Bosch beherrscht alle Disziplinen perfekt.

Aber auch Shimanos EP8 ist klasse. Er fühlt sich zwar nicht ganz so stark an, agiert aber im "Trail"-Modus feinfühlig und ist im Vergleich zum Vorgänger im unteren Drehzahlbereich spürbar stärker. Brose liefert einen starken, vor allem leisen Motor. Die Unterstützung ist gut modelliert, aber nicht so fein abgestimmt wie die des Bosch. Yamahas Aggregat ist trotz der geringsten Newtonmeter-Angabe ein echtes Kraftpaket, besonders bei niedriger Drehzahl.

In Sachen Dynamik stellen ihn Bosch und Shimano aber in den Schatten. Auch bei den Akku-Kapazitäten hat sich was getan. Mindestens 625 Wattstunden bieten die Kandidaten, auch weil Shimano von vorher 500 auf 630 Wattstunden aufgestockt hat. Stevens und Rotwild rüsten ihre Bikes gar mit über 700 Wattstunden aus. Giant und Simplon bieten die Möglichkeit, einen Zusatz-Akku anzudocken, und kommen dann auf 875 (Giant) und stolze 1125 Wattstunden (Simplon).

14 E-MTBs im Test, 04/2021
Dennis Stratmann
Teures Tuning: Vorteil hochwertiger Gabeln ist, dass viele Einstellmöglichkeiten wie Low- und Highspeed-Druck- sowie Zugstufe parat stehen.

Akku-Kapazität: Viel bringt viel – und wiegt viel

Mehr Akku-Kapazität bedeutet aber auch mehr Gewicht. Der 630-Wh-Shimano-Akku wiegt 3700 g, das 504-Wattstunden-Modell hingegen nur 3100 g. Das ist ein Grund, warum fast alle Bikes in diesem Test über 24 Kilo auf die Waage pressen. Aber auch bei den Reifen ist ein Mehrgewicht zu verzeichnen. Fast alle Hersteller setzen inzwischen auf quasi unkaputtbare Pneus wie die neuen Schwalbe-Modelle – da sind auch schnell ein paar hundert Gramm drauf.

Die vielen nahtlos schönen Carbon-Rahmen in diesem Test schwitzen das nicht wieder raus. Im Gegenteil: Das Specialized Turbo Levo ist mit 23 Kilo das leichteste Bike im Test – und es hat einen Alu-Rahmen. Gewicht hin, Gewicht her – am Ende zählen die Fahreigenschaften. Neben fein abgestimmtem Motor mit intuitiver Bedienlogik und viel Power sowie einer möglichst großen Reichweite zeichnen ausgewogene Bergauf- und Bergabeigenschaften ein gelungenes E-Bike aus. In Sachen Fahrdynamik spielen auch ein lebendiges Fahrwerk sowie eine harmonische Geometrie eine entscheidende Rolle.

Obwohl der Nachfolger seit wenigen Tagen mit den Stollen scharrt, beherrscht Specialized diese Melange auch mit dem "alten", noch erhältlichen Levo am besten – trotz des spärlichen Ausstattungspakets. Wer viel Ausstattung für sein Geld sucht, der findet beim Radon Render sein Glück. Aber auch Conways Xyron und das neue Stevens E-Inception verdienen sich den MOUNTAINBIKE-Kauftipp.

Überhaupt: Dieser Test beweist das sehr hohe Niveau der E-MTBs 2021. Alle Bikes schneiden nach unserem ausgeklügelten Punktesystem mit "Sehr gut" ab. Kein Wunder, funktionieren Motoren, Geometrien und Fahrwerke doch bei allen Testbikes klasse. Anders gesagt: Den Titel "Die Stars der Saison" trägt dieser Test zu Recht.

Punkte und Benotung

Alle unsere Biketests bauen auf einem durchdachten Punkteschema auf, das alle wichtigen Fahreigenschaften und Kategorien umfasst. Knapp ein Drittel der Gesamtnote steuern Laborerhebungen wie Gewicht, Verarbeitung und Ausstattung bei. Hauptsächlich ergibt sich die Note aber aus Kategorien wie dem Handling, der Vortriebseffizienz, der Bergab-Performance und dem Fahrwerk.

Um einen Eindruck von den Fahreigenschaften zu gewinnen, fahren mehrere Tester die Bikes auf einer selektiven Teststrecke und notieren nach jeder Runde ihre Bewertungen. Die Gewichtung der Kategorie passen wir an die Bike-Gattung an. E-Bikes im Test werden zum Beispiel besonders auch auf ihre Motorleistung, -charakteristik sowie Reichweite hin überprüft. Bei maximal 1000 Punkten ist das Bike mit den meisten Zählern logischerweise Testsieger.

14 E-MTBs im Test
MOUNTAINBIKE

Diese E-MTBs haben unsere Kollegen von MOUNTAINBIKE getestet:

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Erscheinungsdatum 04.04.2023