Preis-Check: Was kostet E-Biken wirklich?
Wie teuer ist E-Biken?

Wer zur Arbeit pendeln muss, für den kam bislang oft nur eigenes Auto infrage. In Zeiten der Energiekrise aber ein teures Unterfangen. Wir haben uns daher gefragt, wie teuer die Alternativen Stand heute sind. Reden wir also Tacheles: Was kostet ein Auto im Vergleich mit ÖPNV und E-Bike?

Wie teuer ist E-Biken?
Foto: Shimano

An den Arbeitsplatz pendeln? Für satte 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer laut Bundesatlas so selbstverständlich wie der morgendliche Kaffee im Büro. Mehr als zwei Drittel davon pendeln mit dem Auto zum Arbeitsplatz, rund 14 Prozent hingegen mit dem öffentlichen Nahverkehr. Doch nicht zuletzt seit Corona und dem anschließenden Fahrrad-Boom drängt ein weiteres Transportmittel in die Gunst der Deutschen: das E-Bike. BikeX wollte daher wissen, wie teuer die drei Alternativen miteinander verglichen derzeit wirklich sind. Um die Kosten möglichst transparent miteinander vergleichen zu können, haben wir sie für die einzelnen Transportmittel jeweils auf den Kilometer heruntergebrochen.

So haben wir gerechnet

Beim Auto war uns der ADAC mit seiner aktuellen Kostenübersicht behilflich: Dort sind neben dem Anschaffungspreis verschiedener Pkw deren laufende Kosten wie Sprit, Wartung und Versicherung berücksichtigt. Der Automobil-Club rechnet hierbei mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern über fünf Jahre. Für unsere Pedelec- und ÖPNV-Berechnung haben wir uns daran so nah wie möglich orientiert und eine vergleichbare Vollkostenbasis fürs E-Bike erstellt. Wir sind von einer jährlichen, theoretischen Fahrleistung von 11.000 Pendel-Kilometern ausgegangen – was bei 220 Arbeitstagen exakt 50 Kilometer Wegstrecke am Tag macht. Keine Frage: Eine sehr weite Strecke. Aber: Der Durchschnittsdeutsche pendelt laut Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung derzeit rund 34 Kilometer pro Tag, Tendenz steigend. Die übriggebliebenen Kilometer könnte unser Radfahrer dann genüsslich für die Sonntags-Tour, den Einkauf oder sonstige Fahrten nutzen. Er generiert so keine zusätzlichen Kosten für öffentliche Verkehrsmittel oder ein Auto – müsste dafür aber jeden Tag das Rad nutzen.

Volkswagen

So teuer ist Pendeln mit dem Auto

Beim Auto haben wir wie oben bereits erwähnt auf die Kostentabelle zurückgegriffen, die der ADAC für den Herbst/Winter 2022/23 erstellt hat. Der Automobil-Club geht darin bei einem neuen Golf, auch 2022 noch das beliebteste Auto der Deutschen, mit einem 1,5-l-Benzinmotor und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern von 54,2 Cent pro gefahrenem Kilometer aus – 100 Kilometer kosten also Summa summarum satte 54 Euro! Darin berücksichtigt sind der Preis für den Neuwagen und der damit verbundene Wertverlust über fünf Jahre, sowie die Kosten für Kraftstoff, Steuern, Versicherungen, Werkstatt und sonstiges.

Kosten pro Kilometer mit dem Auto: 0,54 Euro

Ankunft Salzburg Hauptbahnhof
Lena Jauerning

So teuer ist Pendeln mit Bus und Bahn

So berechnen sich die ÖPNV-Kosten pro Kilometer:​
Strecke pro Tag:

50 Kilometer

Strecke pro Jahr (bei 220 Arbeitstagen):

11.000 Kilometer

Kosten Jahresticket:

588 Euro

Kosten pro Kilometer:

0,053 Euro

Bei unserer Berechnung der Kosten für die öffentlichen Verkehrsmittel haben wir zur besseren Vergleichbarkeit die gleiche jährliche Strecke angesetzt wie beim E-Bike, also 11.000 Kilometer. Für das Jahresticket auf Basis des angekündigten 49-Euro-Tickets sind hier nur noch 588 Euro im Jahr fällig, das macht pro Kilometer Kosten von – Achtung, Wortwitz – bahnbrechenden 5 Cent je Kilometer, 100 Kilometer kosten also nur 5 Euro. Damit liegen die öffentlichen Verkehrsmittel bei den reinen Kosten bei einem Zehntel dessen, was das Auto kosten würde. Der Spaß und die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit wie beim Fahrradfahren bleiben aber im wahrsten Sinn auf der Strecke.

Kosten pro Kilometer mit dem ÖPNV: 0,05 Euro

Bosch

So teuer ist Pendeln mit dem E-Bike

So berechnen sich die E-Bike-Kosten pro Kilometer

Anschaffungskosten pro Kilometer:

0,055 Euro

Stromkosten pro Kilometer:

0,004 Euro

Wartung, Verschleiß pro Kilometer:

0,045 Euro

Kosten gesamt pro Kilometer:

0,104 Euro

In unserer Beispielrechnung sind wir von einem Neupreis von 3000 Euro für das E-Bike ausgegangen, die sich auf eine Nutzungsdauer von fünf Jahren verteilen. Für Strom haben wir mit 1 kWh pro 100 Kilometer eher konservativ gerechnet, die Kilowattstunde Strom kosten im deutschen Mittel derzeit 0,359 Euro (Stand Februar 2023). Auch die Kosten für Wartung, Reparaturen und Ersatzteile haben wir aufgrund der hohen jährlichen Fahrleistung von 11.000 Kilometer mit 500 Euro pro Jahr sicherheitshalber zu hoch angesetzt. Rechnet man all diese Kosten in die Kalkulation mit ein und bricht sie auf den Kilometer herunter, dann kommt man auf 10 Cent pro gefahrenen Kilometer mit dem Pedelec – auf 100 Kilometern also gerade mal 10 Euro. Klingt viel? Ist es auch. Aber: Die jährlichen Stromkosten belaufen sich auf schmale 40 Euro; den größten Anteil machen die oft teuren Verschleißteile in unserer Rechnung aus.

Kosten pro Kilometer mit dem E-Bike: 0,10 Euro

Croozer Fahrradanhäger für Kindertransport. Vater spielt mit Kindern, Fahrräder im Vordergrund
Jann Hoefer

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Fazit

Fünfmal so viel wie ein E-Bike kostet es, ein Auto zu fahren. Wahnsinn! Klar: Der saftige Anschaffungspreis spielt hier genauso wie die explodierenden Kraftstoffkosten eine große Rolle. Größte Überraschung ist aber der ÖPNV, welcher dank des durch den Bund kräftig subventionierten 49-Euro-Tickets unschlagbar günstig wird. Aber: Das E-Bike bleibt mit 10 Cent pro gefahrenen Kilometer weiterhin ein ungemein starker Deal – zumal es wissenschaftlich zigmal bewiesen der Gesundheit maximal zuträglich ist und (subjektiv betrachtet!) riesigen Spaß macht, damit zu fahren.