Position E-Bike-Antrieb: vorne, mittig oder hinten
Motor-Position: E-Bike

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Der Motor ist das Herz jedes Pedelecs oder E-Bikes und seine Einbau-Position trägt entscheidend zu den Fahreigenschaften des Bikes bei. ElektroBIKE online vergleicht die Motorenkonzepte und erklärt, worauf es ankommt.

Motor-Position: E-Bike
Foto: Benjamin Hahn

Auf die Frage, welcher Antrieb der beste sei, gibt es keine Pauschalantwort. Die Antwort hängt vielmehr von Ihren Anforderungen an Ihr Pedelec oder E-Bike ab.

Soll es besonders wendig sein oder einfach stabil im Lauf? Möchten Sie sich gefühlt eher ziehen oder schieben lassen?

Vorne, Mitte, hinten: Auf den folgenden Seiten finden Sie die Charakteristika der verschiedenen Antriebsvarianten.

Nabenmotoren

UB Kalkhoff 2011 Image B
Kalkhoff
Kalkhoff Image B: Motor in der Hinterrad-Nabe.

Pro
– sehr direkte Kraftübertragung
– Motorkraft wirkt direkt aufs Rad
– hoher Wirkungsgrad
– gute Dynamik
– kompakte Bauweise
– Zuverlässigkeit
– Geräuscharmut
– Rücktrittbremse ist nur bei Bikes bei Vorderrad-Nabenmotoren möglich
– Rekuperationsfunktion ist möglich
– Bei Vorderrad-Nabenantrieben hat der Hersteller in Sachen Schaltung die volle Freiheit wie bei jedem anderen Bike.

Contra

  • Vielen Herstellern ist der Nutzen der Rekuperationsfunktion im Verhältnis zum technischen Aufwand zu gering.
  • Das höhere Gewicht auf den Fahrradnaben muss einkalkuliert werden.
  • Bei nasser oder sandiger Fahrbahn kann es beim Vorderrad-Nabenantrieb zu unangenehmem Schlupf kommen.
  • Hinterrad-Nabenantriebe machen das Rad im Hinterbau schwerfälliger – unangenehm, wenn Sie zum Beispiel als Mountainbiker auf ein sehr agiles Fahrwerk Wert legen.

Tretlagermotoren

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Cannondale
Cannondale E-Series: Bosch-Motor direkt am Tretlager.

Pro
– Geringe Störanfälligkeit durch kompakte Verkabelung
– Wegen des bauartbedingt langen Radstandes sehr stabiler Geradeauslauf
– Der Motor zieht hinter dem vorderen Kettenblatt direkt am unteren Kettenstrang. Daraus resultiert eine gefühlt sehr direkte Wirkung an der Tretkurbel.
– Wie beim 'normalen' Bike liegt der Schwerpunkt des Rades tief und zentral – das Fahrgefühl wird also nicht beeinträchtigt

Contra
– Vorne ist nur ein Kettenblatt möglich
– Der etwas längere Radstand führt zu etwas geringerer Wendigkeit
– Keine Rücktrittbremse möglich
– Keine Rekuperation möglich

Alternativen zum Naben- oder Tretlagerantrieb

MB E-Bikes - Gruber Assist Motor
So greift der Gruber Assist ins Tretlager.

Der Gruber Assist-Antrieb
Der Gruber Assist-Antrieb ist bis auf sein surrendes Geräusch sehr unauffällig und bringt dauerhaft immerhin 100 Watt Leistung – eine enorme Erleichterung bei Bergstraßen, zumal der Assist sehr leicht gebaut ist. Die zylinderförmige Motor-Getriebe-Einheit steckt im Sattelrohr des Pedelecs und treibt die Tretlagerwelle direkt an.

Einzige Voraussetzung zum Einbau des Motors ist der standardmäßige Sattelrohrinnendurchmesser von 31,8 mm. Das Rohr muss lang genug sein und genau mittig auf das Tretlager des Pedelecs treffen.

UB Bobtec Schubanhänger
Bobtec
Der Schubanhänger Bobyak von Bobtec.

Der motorisierte Schubanhänger
Als weitere Alternative zum Direkteinbau sind elektro-motorisierte Schubanhänger zu nennen. Das Fahrrad wird dabei nicht angetastet und bleibt flexibel einsetzbar, da Motor und Batterien im Hänger montiert sind. Auch größere Batterien haben dort Platz. Das Rad trägt weniger Gewicht und wird beim Bremsen durch den Schubanhänger entlastet (Motorbremse). Schubanhänger mit Elektromotor bewegen sich im Moment in einer juristischen Grauzone, da es keine klaren Zulassungsbestimmungen gibt.

Pedalix El Primo

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Pedalix El Primo.

Variante 3 hat 2010 einen Eurobike Award abgeräumt. Beim Nachrüst-Kit Pedalix El Primo drückt eine Antriebsrolle auf der Reifen. Eine pfiffige Idee – aber sicher nur für den reinen Straßenbetrieb geeignet und nicht für den Einsatz auf steinigen oder schlammigen Wegen.

Die Steuerung des Pedelec-Motors

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Mario Steinheil
Bosch-Dislpay am Scott E-Sub: Hier wählt der Fahrer zwischen verschiedenen Unterstützungsmodi.

Der Bei Pedelecs (Unterstützung bis 25 km/h) und schnellen Pedelecs/E-Bike (Unterstützung bis 40 oder 45 km/h) steuert der Fahrer die Energiezufuhr über den Tritt in die Pedale, nachdem er am Lenker per Knopfdruck den für seine Ansprüche passenden Unterstützungsmodus gewählt hat. Einen Drehgriff an der Lenkstange wie beim Motorrad finden Sie nur bei E-Mofas oder E-Scootern (Rollern), bei denen der Motor ohne zusätzliche Pedalkraft des Fahrers antreibt.

Die Antriebssteuerung bei Pedelecs und E-Bikes:

  • Der in vielen günstigen Pedelecs verbaute schlichte Bewegungsmelder erfasst die Pedalbewegung und reguliert mit leichter Verzögerung die beigegebene Motorkraft. Die ersten Meter muss der Radler ohne Antriebsunterstützung zurücklegen. Dann erst setzt der Motor ein.
  • Besser ausgestattete Pedelecs verfügen über eine Kombination aus Drehmomentsensor und Bewegungssensor im Tretlager oder in der Hinterradnabe. Sie funktionieren ohne Verzögerung und steuern die Energie proportional zur Tretkraft des Fahrers bei.

Pedelec-Antriebe: Vor- und Nachteile im Überblick

Sonstiges:

  • Vorderradnabenmotor sind gut zur Nachrüstung geeignet.
  • Reparaturen sind bei Nabenantrieben weniger aufwändig.
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Erscheinungsdatum 04.04.2023