Regeln für E-Biker
Ist ein Fahrradhelm beim E-Bike Pflicht?

E-Bikes sind schnell – und schnell ist auch ein Unfall passiert. Der geht bei E-Bikes häufiger tödlich aus als bei Fahrrädern ohne Hilfsmotor. Gelten deshalb für Elektroräder andere Regeln in Sachen Helmpflicht? So viel vorab: Die Antwort darauf ist abhängig von der Art des Fahrrads.

Ist ein Fahrradhelm beim E-Bike Pflicht?
Foto: Cratoni

Mal eben auf dem E-Bike zum Bäcker flitzen? Für die kurze Strecke braucht man ja wohl nicht extra den Helm aufsetzen. Oder "oben ohne" zur Bahn, weil man sich nicht ums Verstauen des Kopfschutzes kümmern möchte. Klar, mit Helm ist immer besser, aber rechtlich ist das alles kein Problem – oder doch? E-Bikes sind ja motorisierte Fahrzeuge – gelten da womöglich andere Regeln in Sachen Helmpflicht? Gibt es sogar eine Pflicht zum Tragen eines Helms auf dem E-Bike?

Mehr tödliche Unfälle auf E-Bikes

Gründe für eine Helmpflicht auf E-Bikes gäbe es allemal: Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Pedelec-Unfälle in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im Jahr 2021 meldete die Polizei 17.285 Pedelec-Unfälle, 2014 waren es noch 2.245. Zum Vergleich: Bei nichtmotorisierten Fahrrädern ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden im gleichen Zeitraum von knapp 76.000 auf 68.000 gesunken.

Okay, der Hauptgrund für diese Entwicklung ist die wachsende Beliebtheit von E-Bikes. Aber: Unfälle mit Pedelecs gehen häufiger tödlich aus als solche mit Fahrrädern ohne Motor. Bezogen auf 1.000 Pedelec-Unfälle kamen 2021 7,6 Fahrer ums Leben, bei einem nichtmotorisierten Fahrrad waren es 3,5 Getötete. Auch wenn hier oft das höhere Durchschnittsalter der Fahrerinnen und Fahrer ein Grund ist, schürt das immer wieder die Diskussion um eine Helmpflicht.

Helmpflicht: Unterschiede Pedelec, S-Pedelec und E-Bike

Eine allgemeine Helmpflicht für Fahrradfahrer gibt es in Deutschland nicht. Aber nicht alle E-Bikes gelten als herkömmliches Fahrrad. Und so gibt es am Ende je nach E-Bike-Typ unterschiedliche Regeln.

Pedelecs bis 25 km/h: keine Helmpflicht

Pedelec Cube
Cube

Cube Supreme Hybrid: Wer E-Bike sagt meint meist Pedelec. 

Pedelecs sind Fahrräder mit Motorunterstützung bis 25 km/h. Danach hört die Unterstützung des Motors auf. Der Unterstützungsgrad kann in mehreren Stufen eingestellt werden und hängt von der Pedalkraft oder der Trittfrequenz des Fahrers ab. Solche Fahrräder kannst du genauso fahren wie ein herkömmliches Bike, also ohne Führerschein, ohne Versicherungspflicht und auch ohne Helm. Mehr als 95 Prozent der in Deutschland derzeit verkauften Elektrofahrräder gehören in diese Klasse. Die meisten sprechen vom E-Bike, obwohl sie eigentlich das Pedelec meinen. Hier stellen wir die besten City-Pedelecs 2023 vor.

S-Pedelecs bis 45 km/h: Helmpflicht

S-Pedelec Haibike
Haibike

Haibike Trekking S 10: Für S-Pedelecs mit Trittunterstützung bis 45 km/h gelten andere Regeln.

Ein S-Pedelec (Speed Pedelec) hat eine Trittunterstützung bis 45 km/h und gilt damit als Kleinkraftrad. Sie sind also deutlich schneller als normale Pedelecs. Zum Fahren müssen deshalb weitere Bedingungen erfüllt werden: Sie sind zulassungspflichtig, du benötigst mindestens einen Mofaführerschein und es besteht Helmpflicht. Man kann sich merken: Sobald das Rad eine Motorunterstützung von mehr als 25 km/h hat, gilt die Helmpflicht.

E-Bike ohne Trittunterstützung: Helmpflicht

E-Bike Engwe 45 km/h
Engwe Bikes

Engwe Ep 2 Pro: Wenn ohne Treten gefahren werden kann, gilt das Rad als Kleinkraftrad.

"Echte" E-Bikes sind so motorisiert, dass sie auch auf Knopfdruck und ohne Trittunterstützung fahren können. Auch hier gibt es noch mal Unterschiede, generell gilt aber: Wie auch bei den S-Pedelecs gelten Regeln, die näher an denen von Motorrädern sind als an denen von Fahrrädern. Man benötigt in den meisten Fällen Führerschein, Kennzeichen – und eben auch den Helm.

Es gibt spezielle Helme für Pedelecs und E-Bikes

Für das in Deutschland verbreitete Pedelec brauchst du also nicht verpflichtend einen Helm. Empfehlenswert ist er natürlich trotzdem. Das macht spezielle Helme für Pedelecs und E-Bikes aus.

Pedelec: Im Unterschied zu herkömmlichen Fahrradhelmen sind Pedelec-Helme speziell auf die Anforderungen motorgestützten Fahrens ausgelegt:

  • Robust: Viele E-Biker greifen auf Helme mit NTA 8776-Standard zurück. Dieser Standard wurde extra für S-Pedelecs ins Leben gerufen und ist mit einer dickeren Dämpfungsschicht ausgestattet.
  • Hinterkopfschutz: Vor allem die Schläfen und der Hinterkopf sind bei einem E-Bike Helm gut geschützt. Erkennbar ist das an der tief heruntergezogenen Hinterkopfpartie sowie seitlichem Schläfenschutz.
  • Integriertes LED-Licht: Insbesondere Ganzjahres- und Allwetter-Fahrer freuen sich über aktive Sichtbarkeit! Immer mehr Fahrradhelme sind daher mit integrierter LED-Beleuchtung ausgestattet. Diese lassen sich bequem per USB-Ladeport aufladen.

Grundsätzlich kann man auf dem Pedelec aber auch jeden herkömmlichen Fahrradhelm tragen, da gibt es keine offiziellen Vorschriften.

S-Pedelec/E-Bike: Beim Fahren mit einem S-Pedelec hingegen muss laut Vorschrift ein "ein geeigneter Helm" getragen werden. Darüber, welche Normen der erfüllen muss, gibt es leider keine Richtlinien oder Vorschriften. In Holland gibt's die Norm NTA8776 für S-Pedelecs. Diese Helme werden auch bei uns angeboten: BBB Cycling Indra Speed 45.

Worauf es beim Helmkauf generell ankommt, erklären wir im großen Ratgeber Fahrradhelme.

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Kommt aktuell vielleicht doch eine allgemeine Helmpflicht?

In einer DEKRA-Studie von 2022 gaben 77 Prozent der Befragten an, dass sie eine Helmpflicht für E-Bike-Fahrer befürworten. Und vor einigen Tagen sorgte der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU Thomas Bareiß für Aufsehen, als er in einem Interview für die allgemeine Helmpflicht ausgesprochen hat:

"Früher oder später müssen wir über eine Helmpflicht in Deutschland sprechen. (…) Das Rad soll immer mehr zum Bestandteil unserer alltäglichen Mobilität werden, da ist eine Helmpflicht zum Schutz der Radfahrer nur folgerichtig."

Viel Unterstützung aus der Politik gibt es für diese Meinung aktuell allerdings nicht. Einig sind sich zwar alle, dass ein Helm sinnvoll ist, für die Pflicht ist aber kaum jemand. Hauptargument sind die Bedenken, dass sie Menschen eher vom Radfahren abhalte und Bikesharing-Angebote unattraktiver mache. Stattdessen fordern die Ampel-Parteien und Organisationen wie der ADFC, Straßen für Fahrradfahrer sicherer zu machen und appellieren an die Eigenverantwortung.

Fazit

Ob nun also auf dem Pedelec beziehungsweise E-Bike eine Helmpflicht besteht, ist eine Frage der Motorleistung und der Geschwindigkeit. Als Grundregel gilt, dass für E-Bikes über 25 km/h Motorunterstützung eine Helmpflicht besteht. Auch jenseits der Pflicht sollten Radfahrer sich natürlich darüber bewusst sein, dass das Tragen eines Helmes ratsam ist, denn dies ist immer noch der effizienteste Weg um Kopfverletzungen im Falle eines Unfalls oder Sturzes vorzubeugen.